Simon Jacob, 1978 im Tur Abdin (Südosttürkei) geboren, kam als Kind mit seinen Eltern aufgrund der religiösen und ethnischen Spannungen in der Türkei nach Deutschland. Durch seine zahlreichen Reisen und Kontakte sowie Reportagen für ARD und ZDF ist der ehemalige Vorsitzende des Zentralrates Orientalischer Christen in Deutschland e.V. hervorragend informiert über die Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten und in Deutschland. Im Rahmen des von ihm initiierten Projektes ”Peacemaker-Tour” legte er 2015/2016 als Friedensbotschafter des Zentralrates und freier Journalist in rund fünf Monaten über 40.000 km zurück und besuchte neben der Türkei, Georgien, Armenien und dem Iran auch die Krisengebiete in Nordsyrien und Nordirak.
Dabei sammelte er Eindrücke verschiedenster Natur. Im Gespräch mit Politikern, Geistlichen, Unternehmern und Anwälten, aber im Wesentlichen mit der einfachen Bevölkerung und im Besonderen mit Jugendlichen, versuchte er zu ergründen, was Frieden in einer Gesellschaft ausmacht und welche Schlüsselaspekte hierfür zum Tragen kommen.
Neben vielen positiven und schönen Momenten gab es auch immer wieder dunkle Kapitel, besonders im Irak und in Syrien, die ihn an der Menschlichkeit zweifeln ließen.
In den zweieinhalb Stunden des Interviews schildert der Journalist und zukünftige Buchautor seine Erlebnisse, die viele Bereiche streifen die gerade Europa interessieren sollten. Geopolitik und Demokratie, Religionsfreiheit und Menschenrechte, Krieg und Extremismus, Clanstrukturen und eine neue Frauenbewegung sind nur einige spannende Aspekte, die uns während des Interviews in Teilabschnitten näher gebracht wurden.
Im kritischen aber fairen Dialog sind wir mit Simon Jacob die einzelnen Abschnitte seiner Reise, die er uns aufgrund der limitierten Zeit nur teilweise schildern konnte, intensiv durchgegangen. Man könnte fast sagen, intensiv mit ihm noch einmal miterlebt haben.
Schlussfolgernd ist davon auszugehen, dass sich unser Blick Richtung Westen, aber auch Osten, verändern kann und vielleicht auch verändern sollte.
Der erste Abschnitt betrifft die Türkei
Türkei:
Neben Rechtsanwälten für Menschenrechte kam im Besonderen die historische Geschichte der Türkei mit ihren facettenreichen kirchlichen Strömungen zur Geltung. Von Istanbul über Izmir bis nach Antakya und dem Tur Abdin gibt es viel zu berichten. Dabei tritt eine christliche Vielfalt der Türkei zu Tage, auch im historischen Kontext, wie sie den wenigsten in Europa bewusst ist. Leider ist der Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches auch von inneren Spannungen, Kriegen und Ängsten geplagt, die es in diesem Vielvölkerstaat zu überwinden gilt.